Kapitel 9
Die Engel backen Kekse, kurze Tage und Spuren im Schnee. Herzlich Willkommen: Dezember
Hei ✨
Schön dich hier zu treffen. Ich weiß, ich bin heute spät dran, aber die Woche über war schon wieder so viel los. Schwupps, ist der Dezember da, aber davor hat der November wirklich nochmal alles gegeben, bevor er sich schlafen gelegt hat. Denn ich habe einen Job! Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben, und wahrscheinlich legt sich das auch erst, wenn ich den Vertrag nächste Woche unterschrieben habe, aber es fühlt sich so so gut an. Und gute Gefühle braucht man jetzt, wo die Sonne nur noch für zwei, drei Stunden über den Berg schaut und es dann auch um 16:00 schon stockdunkel ist.
Außerdem habe ich meine Winterausstattung nochmal gepimpt, war beim Zeichencafé und wandern im Schnee.
Nachdem ich letzte Woche bereits die Zusage zum Job erhalten habe, war ich mega gespannt. Was für ein Job? Es ist eine Teilzeitstelle an der Tankstelle im Dorf ⛽. Diese Woche war ich bereits dreimal dort zum Einarbeiten und habe mich im Team sehr wohl gefühlt. Aber ich war auch ganz schön platt danach. Wenn der Kunde vor dir etwas, wovon man die Vokabel sowieso erst ein paar Mal gehört hat, bestellt und zwar im tiefsten regionalen Dialekt oder aus zwei Metern Entfernung etwas hinnuschelt, während hinter einem die Hotdogwürstchen brutzeln, reicht das auch nach ein paar Stunden. An Tag zwei und drei ging es schon besser, und ich hatte zumindest eine Ahnung, welches Wort gemeint sein könnte. Wenn ich falsch lag, war zum Glück immer jemand in der Nähe für Hilfe oder bevor ich die Kunden richtig verwirren konnte.
Nach meinem ersten Tag wurde ich dann noch zu einem Zeichencafé, ein paar Dörfer weiter, mitgenommen, und auf der Rückfahrt war der norwegisch Akku dann aber mal so richtig leer. Da habe ich die einfachsten Sätze nicht mehr hinbekommen 😆.
Letzte Woche hatte ich nicht nur eine Luftmatratze fürs Gästezimmer gekauft, sondern gleich noch eine neue Schneeschippe und Winterreifen für mein Fahrrad (Piggdekk, heißen die hier - Spikereifen). Den vollen Rucksack geschultert, die große Tragetasche in der einen, die Schippe in der anderen Hand und den Reifen wie zwei Patronengurte übergeworfen, habe ich mich dann, unter dem Lachen des Busfahrers (auf welchen Berg ich den wollen würde), in den Bus gequetscht, dabei fast die Schippe irgendwo angestoßen, nur damit sie mir dann umkippen und zwei Sitzreihen weiter rutschen konnte und beinahe vergessen die Reifen vor dem Hinsetzen abzunehmen. Zum Glück war fast niemand im Bus, sodass ich mich über sechs Sitze verteilen konnte. Beim Aussteigen wurde ich dann mit einem herzlichen »Viel Spaß im Winter« verabschiedet 😂.
Mit meiner Bekannten, die bei der ich schon zum Essen eingeladen war, war ich dann heute zusammen wandern - meine erste Schneewanderung. Obwohl sie immer meint, sie sei nicht so fit, kraxelt sie die Berge neben mir hinauf, und stehen bleiben ist da nicht. Auf einem steilen Pfad abwärts, wo man stellenweise nur runterschlittern konnte, musste ich aufpassen, dass ich mich nicht langlege, während sie vor mir, mit ihren fast siebzig Jahren, den Abhang hinab schoß, als wäre es das leichteste der Welt. Fast hätte ich sie aus den Augen verloren 😉. Auf dem letzten Stück nach unten wurden dann aber doch die Schneeketten für die Schuhe ausgepackt.
Zuhause II
Zuhause ist ein Labyrinth von Straßen
und der Karte dazu im Kopf.
Zuhause lässt mich das Fahrradschloß vergessen,
ist der Hund der drüben bellt
und der kleine Pfad im Wald.
Zuhause ist der Lieblingsladen an der Ecke,
ist das Loch im Asphalt, das man links liegen lässt,
ist die Abfahrt hin und der Anstieg zurück.
Zuhause ist das Hallo im Supermarkt
und das Winken im Vorbeifahren.
Zuhause ist wen zu haben, um nach Hilfe zu fragen
und gefragt zu werden: »Willst du mit?«
Zuhause sind viele neue Namen
und lernt den meinen.
Zuhause bin ich alleine,
aber nur wenn ich will.
Zuhause ist mehr als meine vier Wände.
Zuhause kann wachsen
und ich mit ihm.
Inspiration
Der norwegische Künstler Theodor Kittelsen. Beim Zeichencafé lagen Bilder von ihm als Vorlagen aus und ich mochte seine Bandbreite an Stilen, wie zum Beispiel auch Ekko, Heksen, oder die Serie Rjukan. Kein Wunder, dass er viele Märchen illustriert hat.
Level Up ⬆️
Piggdekk 🚲
Klingt nach was zu Essen, aber bringt mich auf meinem Fahrrad sicher über Eis und durch Schnee: Reifen mit Spikes
Erster Job 💼
Solch ein Upgrade darf hier natürlich nicht fehlen 😄
Bürokram 📎
Das dann auch mal endlich abgehakt und die ganzen losen Zettel der letzten Monate wegsortiert.
Bis zum nächsten Mal ✨