Kapitel 8

Monat zwei ist abgehakt, die Welt sieht wie gepudert aus und eine erlebnisreiche Woche. Das Wasser im Fluss gefriert, aber trotzdem: Energiewelle.

Mit dem Tischprojekt fing die Woche an und es wurde immer besser.
Ich bin Carolin und du liest ein Kapitel von a whisper in the cosmos, dem Ort für kleine Geschichten und Erlebnisse aus meinem Leben.

Hei ✨

Schön dich hier zu treffen. Wieder ist ein Monat rum und wieder bin ich ein paar ganz schön große Schritte weiter hier angekommen. Mein Kalender ist nicht mehr leer, ich habe so viele neue Menschen kennengelernt und mit dem Sprachkurs angefangen. Und alleine diese Woche ist so einiges passiert:
Mein Couchtisch passt jetzt (der stand hier bereits in der Wohnung und ich hab ihn etwas kleiner gemacht). Die Weihnachtsdeko ist verteilt: Stern im Fenster, Kerzenflackern an den Wänden und rot-grün karierte Tischdecken. Das Gästezimmer ist endlich vollständig ausgerüstet und musste auch nicht lange auf Besetzung warten: Mama und Papa waren diese Woche zu Besuch. Was sonst noch so los war, liest du im Rest des Kapitels.


Bämm! Wenn letzte Woche Raketenstart war, dann war diese Woche mindestens Mondlandung oder Lichtgeschwindigkeit 😄. Nachdem ich vor ein paar Tagen eine Bewerbung für einen Job in der Stadt rausgeschickt hatte, war ich, auf Anraten einer der Frauen aus dem Sprachcafé, auch nochmal persönlich vor Ort und habe mich kurz vorgestellt (ist hier wohl üblicher). Siehe da, am nächsten Tag klingelte mein Handy mit angezeigter norwegischer Nummer, leider genau in dem Augenblick, wo es auch an meiner Haustür klopfte. Meine kurze Überforderung äußerte sich in einem verwirrten Stammeln und nicht richtigem Zuhören am Telefon, während ich gleichzeitig versuchte, meinen Vermieter, der vor der Haustür in der Kälte stand, zu begrüßen. Der schaltete jedoch und schloss die Haustür wieder, um mir Zeit zum Telefonieren zu geben.
Derweil hatte ich natürlich nicht gehört, wer am anderen Ende war. Das musste ich dann nochmal klären und hab dann endlich verstanden, dass es um den Job ging. Obwohl ich krass verpeilt geklungen haben muss, wurde ich zum Gespräch am nächsten Tag eingeladen 😅. Fast forward und nach einem entspannten Plausch erhielt ich die Zusage zum Job (über den ich mehr berichte, wenn ich den Vertrag unterschrieben habe). Wie passend, dass Mama und Papa abends ankamen. Bestimmt haben sie dieses Glück mitgebracht, denn gestern lag dann auch endlich meine Identifikationsnummer im Briefkasten (nachdem letzte Woche noch ein Brief drinlag, in dem stand, dass mein Fall bisher noch nicht bearbeitet werden konnte). Dafür habe ich jetzt direkt die Fødselsnummer bekommen und bin damit offiziell registriert als Einwanderin und kann endlich die letzten offenen Todo's abhaken 💪


Vorweihnachtsschmäuschen 🐭

Brr, ist das heute aber kalt! Die kleine Maus streicht sich verschlafen mit ihren Pfoten über ihre langen Schnurrhaare. Die Erde um sie herum ist fest und dunkel. Hier ist sie Zuhause. Grummelnd macht sich ihr leerer Magen bemerkbar, also schleicht sie durch die Gänge ihrer Höhle. Die anderen Mäuse sind noch am Schlafen. Ein kaum wahrnehmbares Schnurren echoet ihr von den Seiten entgegen. Die kleine Maus tappst an ihnen vorbei, lässt auch die Vorratskammer liegen. Etwas treibt sie nach oben, an die Oberfläche. Vorsichtig streckt sie ihre spitze Nase in die frische Nachtluft. Sie bleibt unbewegt, bis sie alle Richtungen überprüft hat. Doch nichts ist zu bemerken von der Nachbarskatze.

Heute ist es soweit. Endlich der Tag, an dem sie sich trauen wird und an dem sie keiner aufhalten kann. So lange schon hat sie diesen Plan. Die kleine Maus hebt ihren Kopf und blickt die riesige Mauer hinauf, die sich direkt vor ihrem Mäuseloch in die Höhe schraubt. Ein ganzes Stück über ihr liegt der Eingang. Was dahinter liegt, weiß niemand. Noch einmal prüft sie ihre Umgebung, sammelt Mut und dann fängt sie entschlossen an, hinaufzuklettern. Ihre flinken Krallen finden kleine Vorsprünge, an denen sie sich festhalten kann. Nur nicht nach unten schauen. Immer weiter erklimmt sie die Mauer, noch ein kleines Stück. Dann hat sie die rechteckige, silberne Öffnung erreicht und schiebt sich durch das kleine Loch, welches eigentlich gar nicht da sein dürfte. Doch es ist wie gemacht für die kleine Maus. Dahinter geht es noch durch ein Gitter. Die Luft riecht anders: wärmer, irgendwie fremd und nach irgendwas, was ihren Magen erneut knurren lässt. Dann ist sie hindurch und vor ihr liegt ein großer, dunkler Raum.

In so einer großen Höhle war sie noch nie. So weit hat sich auch noch keiner von den anderen vorgetraut. Alle waren bisher immer nur bis zu der silbernen Öffnung geklettert. Aber heute wird die kleine Maus das ändern! Sie lässt sich auf einen Gegenstand, wenige Zentimeter unter sich, fallen. Von dort klettert sie an einem Rohr hinab bis zum Boden. Ihre Schnurrhaare richten sich auf. Der Geruch, den sie vorhin nur vage wahrgenommen hat, durchströmt sie jetzt deutlicher. Was schnuppert sie da? Die kleine Maus setzt sich in Bewegung, ihrer Nase hinterher. So still ist es hier und so leer. Immer wieder bleibt sie stehen, wartet ab, doch niemand scheint hier zu sein. Ein weiterer Raum öffnet sich vor ihr. Dahinter noch einer. Hier ist es dunkler als draußen, wo die Sterne und der Mond leuchten, aber nicht mehr so kalt. Sie hält sich dicht an der Wand. Ihre kleinen Pfoten huschen immer schneller über den ungewohnten Untergrund. Die kleinen Krallen sind kaum hörbar. Was, wenn sie doch noch erwischt wird?
Aber ihre Neugierde und der Hunger treiben sie weiter. Dann bleibt sie stehen, die Nase in der Luft, der Geruch hat sich verändert. Er liegt jetzt über ihr. Sie beginnt wieder zu klettern, diesmal zum Glück nicht ganz so hoch. Endlich hat sie es geschafft, überwindet die obere Kante und plumpst in den Gegenstand hinein, den sie erklommen hat. Bei der Landung verheddert sie sich in irgendwelchen Fäden, die dort rumliegen, und muss sich erstmal daraus befreien. Was die kleine Maus aber dann vor sich erspäht, lässt sie die restlichen Fäden, die noch um ihre Beinchen hängen, vergessen. Lässt sie alle Furcht vergessen. Denn vor ihr und um sie herum befindet sich eine Leibspeise. Und alles für sie. Sie schmeißt sich hinein ins Glück. Frisst und frisst, nagt und nagt, bis ihr kleiner Bauch kugelrund ist und sich ihre Nase zufrieden kräuselt. Das hat sich gelohnt! Nachdem die kleine Maus wirklich alles aufgefuttert und überprüft hat, dass auch woanders nichts mehr ist, klettert sie wieder hinab. Eine Runde dreht sie noch durch die anderen Räume und findet tatsächlich noch einen Nachtisch. Eine kleine Verdauungspause auf dem Weg muss sein, ehe sie wieder die Wand erklimmt.

Einige Minuten später streckt die kleine Maus ihre Nase in die frische Nachtluft. Sie rutscht hinab und landet sanft auf der gefrorenen Wiese. Ihre kugelrunden Augen streifen ein letztes Mal die silberne Öffnung in der Mauer und bei dem Gedanken an ihr Abenteuer leckt sie sich über die Schnauze. Sie wendet den Blick ab, schaut noch einmal hoch zum Mond und muss grinsen. Dann tappst sie zurück in ihre Höhle, vorbei an den anderen Mäusen, die in der Zwischenzeit auch unterwegs waren, und lässt sich an ihrem Schlafplatz auf den Boden sinken. Satt und erschöpft rollt sie sich zusammen. Was für ein Festschmaus! Bald schon fallen ihr die Augen zu und kurz darauf schnurrt sie sanft im Schlaf vor sich hin, während sie von ihrem nächsten Abenteuer träumt.

Und als ich am nächsten Morgen in den Keller gehe und meine Weihnachtsdekoration hochholen will, finde ich statt Girlanden nur noch ein paar fein abgenagte Orangenschalen vor. Außerdem Hinterlassenschaften der kleinen Maus und einige meiner Spinnen fehlen… Zwei Tage später kommt mein Vermieter und repariert das Loch in einem der Lüftungsventile in der Kellerwand. Weiterer Zugang für Mäuse verboten. Aber mehr Essbares ist in meinem Keller auch nicht zu finden. Schlaf gut, kleine Maus 🍊

Ich brauche wohl neue Weihnachtsdeko...

Inspiration

Lasst den Weihnachtsfilm-Marathon beginnen. Ich fange an mit dem Titelsong und die gleichnamige (norwegische) Miniserie (Ein Sturm zu Weihnachten).
Ein Stück hygge 😉

[Die Spotify Links funktionieren wohl nicht per Mail, dann einfach einmal im Browser öffnen]


Level Up ⬆️

-15 ºC ❄️

Vielleicht das Kälteste, was ich bisher erlebt hab (und das wird bestimmt noch kälter), aber ich mag es richtig.

Fødselsnummer 👤

Whoop whoop. »You have been registered as a resident in Norway«.

Restaurant 🍕

Gab ja ein bisschen was zu feiern, da haben wir uns sogar zum ersten Mal in ein Restaurant getraut.


Bis zum nächsten Mal ✨