Kapitel 7

Neue Bekanntschaften, Freunde wieder sehen und Schulbank drücken. Alle bringen mich dazu eines zu tun: Sprechen

Hei ✨

Schön dich hier zu treffen. Boah, was war das für ein Raketenstart ins »Social Life«. Dreimal Sprachkurs, zweimal Einladungen und einmal Strickcafé. Und das, obwohl die Woche so kurz war. Ich glaube, so viel Norwegisch, wie in dieser Woche, hatte ich noch nie um mich herum, und irgendwann hatte ich das Gefühl, meine Systeme seien überlastet. Überhitzt oder so. Mir sind so viele Wörter nicht mehr eingefallen, aber dann war zum Glück Wochenende, und beim Schlittschuh- oder Zugfahren musste ich nicht mehr so viel reden. Vor allem in der Bahn ist es eh immer sehr ruhig. Was man hört ist das Geklapper von Stricknadeln, denn es strickt wirklich fast jeder und wer nicht strickt, liest. Zumindest so lange, bis das Buch weggelegt wird und doch die Stricknadeln hervorgeholt werden.

So langsam hat auch mich die Vorfreude auf Weihnachten gepackt. Ich glaube, morgen fange ich an zu schmücken. Eine ganz einfache Dekoidee dazu gibt es weiter unten 🦦.

Die Woche war so kurz, weil ich am Montag erst zurückgekommen bin und dann am Donnerstag bereits wieder auf dem Weg war, zu Freunden hier in Norwegen. Dazwischen gab es ganz schön viel Menschenkontakt. Ich besuche jetzt einen Sprachkurs und drücke dort mehrmals die Woche die Schulbank. Meine größte Sorge war ja, dass das mit dem Strickcafé kollidiert (😉), aber zum Glück passt es genau. Diesmal war die Strickrunde richtig groß, und neben Keksen gab es auch noch selbstgebackenen Kuchen. Während ich da weiterhin an meinem Projekt von letzter Woche gestrickt habe, hatten natürlich alle anderen Damen der Runde bereits neue Projekte (ist ja nicht so, als hätten die an Pullovern oder anderen großen Sachen gearbeitet 😂).

Am nächsten Tag wachte ich dann morgens im Dunkeln auf, nichts Ungewöhnliches zu dieser Jahreszeit, aber die vorangegangene stürmische Nacht hatte wohl am Strom gedreht, denn das Licht ging nicht an. Also Frühstück bei Kerzenschein. Nach knapp einer Stunde funktionierte dann wieder alles, und ich konnte mir noch einen Tee für unterwegs kochen.

Halbe Stunde Aufenthalt 🚂

Die Türen gleiten zu und die Bahn setzt sich in Bewegung. Nach drei wunderbaren Tagen bin ich wieder unterwegs. Zurück nach Hause. Nach Hause – wie warm sich das anfühlt. Ich habe Freunde besucht, aber heute muss ich keinen Flieger bekommen, hab keine ewig lange Reise vor mir, sondern bin einfach in wenigen Stunden zurück in meinem Häuschen. Draußen ist es bereits so dunkel, dass die großen Fenster wie Spiegel das Innere des Abteils zeigen. Dabei ist es noch gar nicht so spät, aber die Dunkelheit klaut immer einige Stunden Energie.
Einmal umsteigen muss ich. Der Osloer Hauptbahnhof erstrahlt in schönster Weihnachtsdekoration: Lichterketten ranken sich um Geländer und über Geschäfte hinweg. Riesige goldene Kugeln hängen über den Wartebereichen. Vor der unfassbar großen Anzeigetafel steht ein fast deckenhoher Weihnachtsbaum, prall behangen in Rot und Gold und mit Lichterketten. Weiter hinten fliegt eine Dampflok unter der Decke mit einem Anhänger voller Geschenke. Sie erstrahlt in rot, grün, und gold und klaut dem Weihnachtsbaum ein bisschen die Show. Nicht nur ich bleibe stehen und mache ein Foto. All die Menschen: Daunenjacken, lange Mäntel und leichte Jacken laufen an mir vorbei. Ich gehöre zur Gruppe, die am wärmsten angezogen ist. Denn da wartet einer in Pulli und kurzer Hose. Natürlich. Die wenigsten tragen Winterschuhe. Hier treffen Wollmützen und Röcke, Skiausrüstung und Sneaker aufeinander. Rucksäcke, Aktentaschen, Rollkoffer und Dufflebags suchen sich ihren Weg durch den Bahnhof. Moment mal, braune Fellstiefel, roter Hoodie, schwarzer langer Mantel, weiße Haare – war das der Weihnachtsmann? Nur die fingerlosen Lederhandschuhe müsste er vielleicht erklären… Aber ich gebe vermutlich auch ein gutes Bild ab, wie ich mit Rucksack und einer Heizung unterm Arm hier stehe. Die hab ich nämlich noch von meinen Freunden geschenkt bekommen, da sie die ausgetauscht haben. Ob ich die wohl im Zug anschließen kann?

Die Schiebetüren öffnen sich, ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke bis unters Kinn und trete hinaus aufs Gleis. Dieses leert sich nach zwei Minuten etwas, da noch ein anderer Zug gewartet hatte. Ich warte ganz vorne, um den Massen zu entgehen, dann wird das dunkle Gleis auch schon vom einfahrenden Zug erleuchtet. Dämmrige Wagons mit einigen Menschen an Bord ziehen vorbei. Ich gebe mich schließlich mit einem der Klappsitze an der Seite zufrieden. Vielleicht wird ja noch was frei. Oslo, mit seinen vielen kleinen Lichtern, wird hinter uns immer kleiner, während ich anfange zu schreiben: »Die Türen gleiten zu und die Bahn setzt sich in Bewegung…«

Inspiration

Warum zur Zeit immer ein Keksausstecher auf meinem Schneidebrett liegt, obwohl der Ofen ausbleibt? Ich bereite Weihnachtsdekoration vor, und zwar aus Mandarinenschalen. Ich steche Sterne aus und fädele sie zu Girlanden auf, lege sie zwischen Kerzen oder nutze sie als Geschenkanhänger. Das Trocknen braucht ein paar Tage, aber alles andere geht fix:

1. Man braucht Mandarinen und Keksausstecher (ich nutze einen Stern).
2. Mandarine schälen (am besten an einem Stück).
3. Formen ausstechen (und seine Puzzlefähigkeiten dabei verbessern).
4. Nur noch trocknen (ich lege sie unter mein Schneidebrett und drehe sie alle zwei Tage – nach ca. einer Woche sollten sie sich nicht mehr wölben).

Level Up ⬆️

Schlittschuhe ⛸️

Bei Freunden das erste Mal seit Jahren wieder auf dem Eis gewesen. Mich so gerade zwischen schlitternden kleinen Kindern und Hockeyspielern durchgeschlängelt ohne hinzufallen.

Eingeladen 🍽️

Auf der letzten Wanderung hatte ich Kjersti getroffen und zwei Wochen später sitze ich bei ihr im Esszimmer.

Hei! 👋

Vielleicht nicht nachvollziehbar, aber wie froh mich das gemacht hat, im Supermarkt erkannt und gegrüßt zu werden - Jemand kennt mich 😂

Bis zum nächsten Mal ✨