Kapitel 29
Nebel, Kaminfeuer und Piggdekk. Einmal geblinzelt und schon ist der November rum, aber ab jetzt hab ich auch: vier neue Räder 😏.

Hei ✨
Schön dich hier zu treffen. Das Kaminfeuer spiegelt sich in dem Stuhl, der davor steht, mit meiner nassen Arbeitskleidung über der Lehne. Einmal Speedtrocknen, bitte. Der November war eine Mischung aus Anpassung, auf den Schnee warten, Freunde besuchen und neue Wege planen. Mehr davon liest du hier.
Willkommen bei Kapitel 29.
Noch rechtzeitig vor dem ersten Schnee habe ich es geschafft, meine Draußenmöbel in der Garage zu verstauen (oder vielmehr mein Nachbar, der sich die Bänke mal eben geschultert hat, mit der Frage, wohin die sollen 😄). Die Holzlieferung mit einer Palette Kiefernholz und einer Palette Birkenholz kam auch passend und hat mich drei Stunden lang beschäftigt. Und apropos Garage: Die hat eine neue Bewohnerin: Ich habe endlich ein Auto gekauft! Erschrecke mich immer noch, wenn ich Holz hole und nach links in den großen Raum auf eine graue Metallfläche schaue 😍. Die kleine Lady hat sich bereits bewährt gemacht und kommt, dank Allrad und Piggdekk, easy durch den Schnee (waren auch schon auf einem Tagesausflug zu IKEA, wo man ca. 2,5 h hinfährt).
Dann stand mein Fahrrad Kopf, während ich ihm die Winterschuhe, aka die Piggdekks, aufgezogen habe, denn zur Arbeit wird weiterhin geradelt. Hab fast alles wieder hinbekommen, außer dass am Anfang die Bremse noch geschleift hat, was etwas schwerer zu fahren war. Das Schleifen ist fast behoben, aber dafür hab ich Probleme mit der Schaltung und fahre zurzeit die Strecke in einem Gang 🙈. Darum kümmere ich mal die Tage...
Im Haus war es dann dringend an der Zeit, dass ich mein Arbeitszimmer umräume. Mit dem neuen Drucker darin wurde es sehr schnell chaotisch nach dem Prinzip: Tür auf, Sachen rein, Tür zu. Mit etwas Hin- und Herschieben der Schreibtische (die Glasplatte ist echt nicht gut geeignet, um bewegt zu werden 😅), passt jetzt alles wieder rein und ist aufgeräumt.
Meine Polarlichter-App hat erneut gute Dienste geleistet, und es gab nochmal Polarlichter zu sehen. Mitte November habe ich Freunde im Süden Norwegens besucht, und das Wochenende war ein schöner Kurzurlaub. Im Strickcafé schaue ich vorbei, wenn ich Zeit habe. Beim letzten Mal unterhielten sich die Damen dann über das Rekordjahr, in dem es im Winter minus fünfzig Grad kalt war. So kalt, dass man nicht mehr mit den Autos fahren konnte, da die Reifen viereckig geworden waren. Meine Augen wurden bei der Geschichte immer größer, doch auf meine Nachfrage hin, wie lang das denn her sei, mit der Antwort 1987, war ich dann doch ganz froh, dass das nicht erst gestern war 🥶.
Mittlerweile bin ich in der morgendlichen Feuerroutine angekommen. Das Tageslicht ist rar, und die Sonne noch rarer. Meistens hängen dichte Wolken über dem Tal. Viel Schnee gab es bisher noch nicht, da die Temperaturen meist um den Gefrierpunkt tanzen. In den letzten Tagen ist ein bisschen hinzugekommen, und auch gerade schneit es ☃️.
Porridge & Vier Räder 🚗
Mitten in der Nacht werde ich geweckt. Aber das soll so sein und ich bin sofort hellwach. Es ist kurz vor zwei Uhr morgens, als ich mich aus dem warmen Bett schäle. Meine Sachen habe ich bereits gepackt, also setze ich nur meinen Teekessel auf den Herd und packe das Glas mit meinem Frühstücksporridge in meinen Rucksack. Dreißig Minuten später sitze ich auf dem Sattel und trampel Richtung Bahnhof. Der Weg vor mir ist nur erleuchtet durch den Schein meiner Lampe am Lenker oder durch die monströsen Fernlicht-Scheinwerfer der LKWs, die die komplette Umgebung taghell erleuchten. Ich habe noch ein paar Minuten Zeit, nachdem ich mein Fahrrad abgestellt habe. Als der Bus nicht ganz pünktlich ist, habe ich kurz Sorge, dass er die Haltestelle vergessen hat anzufahren, aber dann biegt der dunkelgraue Doppeldecker mit der LED-Beleuchtung zwei Minuten später um die Ecke und ich kann einsteigen.
Mein Platz ist oben am Fenster, und am Gang sitzt bereits jemand. Als ich andeute, dass ich auf den Fensterplatz muss, wird mir der böseste Blick zugeworfen, den man um drei Uhr nachts bekommen kann, und mir wird mürrisch Platz gemacht (Beim Ticket stand nochmal extra bei, dass man sich auf den zugewiesenen Platz setzen soll...). Als der Bus losrollt, packt meine Nachbarin ihre Sachen und setzt sich einfach nach vorne auf die freien, aber eigentlich teureren Sitze. Mir soll es recht sein 😄. So falte ich mich auf den zwei Sitzen zusammen und döse weg.
Um kurz nach fünf hält der Bus. Ich bin erst nicht sicher, ob das schon meine Station ist, aber ich frage zwei Mädchen, die dort aussteigen, und bekomme die Bestätigung. Während alle, die mit mir aussteigen, direkt in warme Autos hüpfen, ziehe ich mir Stirnband und Handschuhe an und streune durch die Gegend. Ich habe mehr als eine Stunde Zeit, bis mein nächster Bus kommt. Schließlich lande ich in der örtlichen Tankstelle, die schon geöffnet ist, kaufe mir den günstigsten Schokoriegel, um das Recht zu erwerben, mich dort an einen Tisch zu setzen (nicht, dass die Angestellte so aussehen würde, als würde sie mich rausschmeißen). Ich packe meinen Tee aus und snacke meinen Riegel, während ich mein Buch weiterlese. Die letzten zwanzig Minuten sitze ich an der Bushaltestelle, schlürfe warmen Tee und löffel aus meinem Frühstücksglas.
Der Bus ist pünktlich und lässt mich nach zwanzig Minuten an der Straße, oder wie der Busfahrer sagt, an der kleinsten Haltestelle seiner Route, raus. Es ist kurz nach sieben. Zu meinem Ziel finde ich, nachdem ich einmal falsch abgebogen bin, innerhalb weniger Minuten. Das weiße Holzhaus sticht aus der Dunkelheit heraus und lässt einen von dort nach unten zur großen Schiffswerft schauen, deren massiger Umriss beleuchtet ist. Ich sehe Bewegungen hinter der Scheibe, und bevor ich klingeln kann, wird mir bereits die Tür geöffnet. Fredrik begrüßt mich, und wir gehen zu der großen Doppelgarage. Dann stehe ich vor dem kleinen grau-braunen Auto, wegen dem ich hier bin. Dreißig Minuten später habe ich mir alles angeschaut, und wir rollen von der Probefahrt wieder auf den Platz vor dem Haus. Ich habe nichts gefunden, was ich bemängeln könnte oder was nicht in der Anzeige stand. Das Auto macht einen sehr guten Eindruck, und ich kann es nicht glauben, dass ich wirklich dabei bin, es zu kaufen. Habe die ganze letzte Woche immer gedacht, dass bestimmt die Nachricht kommt, es sei jetzt doch schon verkauft worden.
Dann sitze ich im Wohnzimmer in Fredriks Elternhaus, mit einer dampfenden Tasse Kaffee vor mir, und versuche, den Betrag zu bezahlen. Der erste Versuch über Vipps (was hier wie Paypal ist) scheitert, weil es über irgendein Limit meiner Bank geht. Also probiere ich es per Sofortüberweisung. Das klappt auch nicht, weil ich das Verfahren erstmal aktivieren muss. Gesagt, getan, doch aus Sicherheitsgründen steht das Verfahren erst nach einer Stunde zur Verfügung. Na prima. Ich rufe beim Kundenservice an, um das Limit für Vipps zu erhöhen. Ich werde an den Chat weitergeleitet, nur um dort zu erfahren, dass ich für mein Anliegen doch bitte beim Kundenservice anrufen soll 🤣. Ein erneuter Anruf führt zumindest dazu, dass sich die Angestellte in ein paar Minuten zurückmelden will. Während wir also alle warten, bekomme ich Frühstücksbrote von Fredriks Mutter 😄. Schließlich ist die Stunde rum, und die Sofortüberweisung ist aktiviert. Die geht dann aber auch nur bis zu dem Limit. Wir einigen uns darauf, dass ich knapp die Hälfte sofort überweise und den Rest per normaler Überweisung, die nach wenigen Stunden dann ankommen sollte. Kurz darauf rolle ich mit meinem (juhu) Auto vom Hof. Als ich schon wieder auf der Straße bin ruft mich dann auch der Kundenservice zurück. Naja 😆. Die dreistündige Heimfahrt vergeht wie im Flug, und da ich jetzt norwegisches Kennzeichen fahre, fühlt es sich wie ein weiterer großer Schritt an.

Level Up ⬆️
Susu 🚗
Susu, meine kleine Lady beherbergt jetzt die Garage.
Aurora 💚
Weee, davon krieg ich nie genug.
Bambi 🦌
Hab morgens öfters mal Besuch von Rehen im Garten.
Bis zum nächsten Mal ✨