Kapitel 26
Zwischen Ländern, Farbeimern und Gipfeln. Der Juni hat mich mit hinein genommen in seine: Leichtigkeit.

Hei ✨
Schön dich hier zu treffen. Was für eine Achterbahn an Gefühlen, mal wieder. Ich glaube, dass hört auch nicht auf 😄. Das Schwierigste am weit weg wohnen ist gar nicht das Wohnen oder die Distanz selber, die kriegt man meistens gut überbrückt mit Videoanrufen und Schreiben, sondern es sind die Momente, wenn man zusammen ist und wieder Abschied nehmen muss, die mein Herz schwer werden lassen. Das kleine Herzchaos ist schnell Tagen voller Leichtigkeit und Glücklichsein gewichen: Vantrip, Bastelabend und viel Natur.
Willkommen bei Kapitel 26.
Anfang Juni, über Pfingsten, ging es nach Deutschland, wo traditionell mit einer großen Gruppe gecampt wird, und das wollte ich auf keinen Fall ausfallen lassen. Mein Leben in Norwegen fühlte sich ganz weit weg an. So als wäre da nur eine leise Ahnung in mir, die sich erinnert, dass es das alles gibt. Vielleicht, weil ich mich so nahtlos anpassen kann, wenn ich bei meiner Familie bin. Weil sich zusammen alles noch so nach Heimat anfühlt und Abläufe immer noch abgespeichert sind.
Zurück in Norwegen, ich bin nachts (drei Uhr nachts) angekommen (es war natürlich nicht dunkel), lief ich durch die leeren Straßen zu meinem Fahrrad. Der Koffer holperte hinter mir her und ich habe mich ganz schön fremd gefühlt, während die familiäre Wärme und das gemeinsame Lachen, die mich die letzten Tage eingehüllt hatten, langsam nachließen und verklangen. Vielleicht auch, weil ich die ganze Zeit über kein einziges Wort norwegisch gesprochen habe.
Wie ich mit meinem Koffer dann auf dem Fahrrad nach Hause bin, ist eine eigene Geschichte. Sie fängt damit an, dass ich den Koffer eigentlich erst bis zum nächsten Tag stehen lassen wollte (natürlich nicht einfach so am Bahnhof, wobei wahrscheinlich würde nichts passieren 😂), mir dann aber dachte, wie schön es wäre, wenn ich nicht direkt nochmal irgendwohin müsste. Also: Koffer mitnehmen.
Versuch eins: Ich auf dem Fahrrad und den Koffer nebenher mitgezogen. Funktionierte hervorragend. Bis zu dem Punkt, wo meine Nase einen komischen Geruch vernahm, welcher, wie sich schnell herausstellte, von den kleinen Gummireifen meines Koffers kam, die scheinbar nicht für Geschwindigkeiten schneller als Gangtempo gemacht waren. Hinter mir zog sich auch eine dünne schwarze Linie über den Asphalt 🙈.
Hab ihn dann erstmal auf den anderen zwei der vier Rollen weitergezogen und das Tempo gedrosselt. Wurden trotzdem warm.
Also musste der Koffer aufs Fahrrad. Nach etwas Rumprobieren habe ich dann auch tatsächlich eine Position gefunden, wo der Koffer nicht wackelte und ich beide Hände am Lenker hatte. So konnte ich nach Hause düsen.
Wie immer brauchte ich dann einen Reset-Tag, um mich daran zu erinnern, was ich hier so mache. Nur, dass es diesmal irgendwie ein bisschen schwieriger war. Als ich dann aber auf der Arbeit begrüßt wurde und mehrfach ein »Hey, du bist wieder da« hörte (es war doch nur eine Woche), kam die Wärme zurück und mit ihr das Zuhause-Gefühl.
Kurz, nachdem ich wieder angekommen war, bot mir mein Schichtplan dann die perfekte Gelegenheit, um die angekündigten drei Tage Sommerwetter für einen Vantrip zu nutzen. Es ging ein Stück nordwärts an die Küste, wo ich mir eine Wanderung mit ein paar Höhenmetern rausgesucht hatte 😉. Oben auf dem Berg musste ich auch noch über ein paar Schneefelder stapfen, bzw. hab ich mir einen Weg drumherum gesucht, wo es möglich war (bei dem Tauwetter weiß man ja nie). Da ich früh unterwegs war, habe ich erstens: niemanden getroffen (bis auf zwei Wanderer, als ich aber schon wieder am Absteigen war), und zweitens: den restlichen Tag noch nutzen können und bin in den Fjord gehüpft. Also eigentlich sollte es Fjord sein, aber entweder hatte ich eine Geschmacksverirrung, oder an der Stelle war das Wasser gar nicht salzig. Habe es mehrmals getestet, weil ich richtig verwirrt war 😄.
Für eine Nacht ging es dann noch eine Schotterstraße hinauf, wo ich mich im warmen Abendlicht von ein paar Mücken habe stechen lassen (das war es wert), bevor es am nächsten Tag, inklusive zwei Badestopps, zurück nach Hause ging.
Nachdem Mama schon Vorarbeit geleistet hatte, habe ich dann auch endlich den Pinsel in die Hand genommen und mich daran gemacht, den Keller zu streichen. Der Vormieter hatte den denkwürdigen Einfall gehabt, fast alle Wände, inklusive Decke, komplett schwarz zu streichen. Der Raum war bisher also kein Raum, in dem man sich aufhalten wollte. Das sieht mittlerweile schon anders aus. Die Wände sind fertig. Jetzt fehlt noch die Decke und der Boden. Aber es ist schon so viel freundlicher 💙.
Für den kreativen Output gab es neben Wände streichen auch noch einen Bastelabend mit einer Freundin. Natürlich hatten wir ein Thema, was, wie soll es auch anders sein »Meerjungfrauen« war - na klar. So haben wir mehrere Stunden damit verbracht, Dinge aus Muscheln, Perlen und Knete zu basteln 🐚.

Zweimal Zuhause 💕
Blick aus dem Fenster,
die nächste Station,
Durchsage in Sprache,
verstehe ich schon,
dabei Töne in Muttersprache
als Musik auf meinen Ohren,
und mein Herz am jonglieren.
Meine Stirn klebt an der Scheibe,
wie die Magnete an meinem Kühlschrank,
nur, dass ich nicht Papier festhalte,
sondern Momente der letzten Tage.
Ich fliege zurück,
aber es bleibt immer irgendwie Zuhause,
wo man Menschen hat, die Heimat sind
und so viel von mir liegt noch bei euch.
Jetzt bin ich wieder hier,
wo mein Haus im Grünen steht,
und alles um mich rum Heimat ist.
Bin ich hier fehlt manchmal das andere,
und umgekehrt auch,
spiele Pingpong zwischen Häfen,
suchend nach der Mitte,
Herz atme ein,
Herz atme aus,
in all dem darf ich sein.
Alles ist okay,
Heimat bloß ein Begriff,
und für mich mehr als nur ein Ort,
einen findet man auf Karten,
einen bei anderen Herzen,
beides mal woanders,
aber beides mal Zuhaus.
Soundecho
Ein Hurra auf den Juni. Die Temperaturen steigen und ich will gar nicht weg sondern nur mehr davon ☀️
Level Up ⬆️
Streichen 🎨
Habe das erste Mal in meinem Leben eine Wand gestrichen. Endlich ist der eine Kellerraum kein gruseliges schwarzes Loch mehr 😉
Norskprøve 📝
Die Ergebnisse gab es Ende Juni und damit hab ich jetzt offiziell B2 Niveau (bis auf das Schriftliche, da ist es B1 geworden)
Erster Dip 🌊
Nicht zum Essen, sondern der aus Wasser. Einmal Gletscherwasser und Glückshormone bitte.
Bis zum nächsten Mal ✨