Kapitel 22

Zwischen Hämmern, Staubwischen, Arbeiten und Basteln gab es was zu feiern: Sechs Monate hier 🥳.

Ich bin Carolin und du liest ein Kapitel von a whisper in the cosmos, dem Ort für kleine Geschichten und Erlebnisse aus meinem Leben.

Hei ✨

Schön dich hier zu treffen. Jetzt lebe ich offiziell seit sechs Monaten in Norwegen. Es fühlt sich gleichzeitig so an, als wäre ich letzten Monat hier eingezogen und als würde ich schon seit Jahren hier wohnen. Auch wenn ich mich in meinen letzten Wohnungen auch immer zuhause gefühlt habe, ist es hier zum ersten Mal mehr als nur meine vier Wände. Während ich darüber nachgedacht habe, habe ich meine ganzen Outdoorsachen sortiert und mich auf die kommende Draußen-Saison vorbereitet 🏕️. Außerdem habe ich mich für die Norskprøve im Mai angemeldet, auf der Veranda in der Sonne Mittag gegessen (ohne zu frieren), eine Theatervorstellung besucht, eine neue Bekanntschaft gemacht und war das erste Mal - fast ganz ohne Schnee - wandern.
Willkommen bei Kapitel 22.


In meinem Kalender wurde diese Woche ganz wild durchgestrichen, überschrieben und neu hinzugefügt, weil wir, aufgrund von externen Umständen, ganz viele Verschiebungen im Arbeitsplan hatten. Es fing damit an, dass morgens um sechs mein Handy klingelte, und ich zwanzig Minuten später Richtung Arbeit radelte - wie ich es so schnell auf den Sattel geschafft habe, weiß ich nicht mehr 😆.

Bevor es so chaotisch wurde, war ich aber das erste Mal im Theater. Es war eine kleine Aufführung - der Raum war in etwa so groß wie ein Kinosaal und ich vermutlich die einzige, die ohne kleine Kinder da war, aber es war total toll. Auch wieder typisch: Vor dem Saal gab es Popcorntüten und Süßigkeiten und daneben ein Bezahlterminal - also in Eigenverantwortung, ohne dass das jemand kontrolliert hätte.
Zu der Aufführung und auch zu meinen anderen Terminen bin ich weiter mit dem Ersatzfahrrad gefahren, denn nun ja, mein Fahrrad im Flur hat in den zwei Wochen weiter Wurzeln geschlagen. Es steht zwar für heute noch auf meiner Liste, aber ob das was wird, ist eher fraglich…

Gar nicht fraglich hingegen ist meine Dankbarkeit gegenüber meiner Wanderfreundin, die mir einen Kontakt hergestellt hat zu einer Französin, die hier in Norwegen zurzeit auf einer Ziegenfarm arbeitet und mit der ich mich vor ein paar Tagen getroffen habe. Es hat direkt richtig gut gepasst zwischen uns. Schade, dass sie nur saisonweise hier ist. Aber wir sehen uns ganz sicher noch öfter.
Bastelprojekt der letzten Woche: Meine Gear Wall im Keller. Wollte schon so lange meine ganze Outdoor-Ausrüstung ordnen und sortieren. Nachdem ich einen groben Plan hatte, ging es zum Baumarkt (mit dem Bus, versteht sich). Vor dem Holzregal dann die Überlegung, ob ich die schmaleren Bretter nehme oder wohl auch die breiteren getragen kriege? Kurzer Gewichtstest (passt schon 😅) - und dann ging es damit die 500m zur Bushaltestelle zurück. Alle, die dort wohnen, dürften mittlerweile den Anblick von mir gewöhnt sein, wie ich mich da mit irgendwas, was definitiv zu groß für die Tasche ist, in der ich es versuche zu tragen, abschleppe. Wurde vom Busfahrer natürlich auch direkt kommentiert und mir beim Aussteigen noch viel Erfolg mit den Regalen gewünscht (ein Glück, dass ich bisher immer nur einen Sitzplatz zahlen musste 😂). Der Muskelkater war es aber wert, denn ich konnte fast alles genauso anbringen, wie ich es geplant hatte und freue mich jetzt jedes Mal, wenn ich in den Keller gehe.

Neu gelernt dafür: Meine zwei kleinen, hellgrünen Badteppiche sollte ich demnächst wohl besser alleine waschen, denn jetzt habe ich Flusen auf allen anderen Kleidungsstücken und ganz vielleicht waren da auch zwei schwarze Kleidungsstücke mit dabei, die nun in neuem Look begeistern… 😶

die Idee
… und das Ergebnis. Einfach aber fein :)

Ein Dreiviertel Jahreszeiten 🇳🇴


Verrückt! Sechs Monate! Einen halben Herbst, einen ganzen Winter und ein Viertel Frühling! Wie ist das alles so schnell rumgegangen? Wobei, wenn ich darüber nachdenke, ist dann doch ganz schön viel passiert:

Ich hab aus dem Häuschen ein Zuhause gemacht, mich mit Papierkram rumgeschlagen, hab einen Job bekommen, mein Norwegisch verbessert (naja, gestern wurde ich für eine Niederländerin gehalten), Freunde gefunden, Bekanntschaften geschlossen und weiß Wolle zu schätzen.
Die Distanz zu meinen Liebsten hat sich mal angefühlt wie nur eine Tür weiter oder mal so weit weg, wie auf einem anderen Kontinent.
Hab gelernt, wie man Holz hackt und Feuer macht, was der Unterschied zwischen einsam und alleine ist, wie man Hohlraumdübel setzt, was ein Piggdekk ist, wie man strickt, wie man auf Ski steht und was es heißt, zu vermissen.
Habe Erinnerungen gesammelt, Geburtstag, Silvester, Besuche von Familie und Freunden, meine ersten Nordlichter (zählen wir das jetzt einfach mal), mein erstes Julebord, bin auf Eis mehrmals fast ausgerutscht und an den kältesten Tagen und durch Neuschnee Fahrrad gefahren.
Ich war unterwegs, war wandern, langlaufen, war frustriert, überrascht, einsam, gelangweilt, dankbar, aber vor allem die meiste Zeit: glücklich.

Bis hierhin hatte ich einen Plan. Ich weiß nicht genau, wie es weitergeht, wie man ein Fahrrad repariert, wie man streicht, wie man besser Kontakt oder Ordnung hält, wie man einen Pullover strickt, kenne meine Umgebung noch nicht richtig, oder die restlichen zwei-einviertel Jahreszeiten.
Aber eines ist ganz klar:
Hier bin ich Zuhause. So richtig Zuhause. Nicht nur in meinem Häuschen, sondern an genau diesem Ort. Und auch wenn noch nicht alles passt und ich mit dem ein oder anderen hadere, das ist ok.


Soundecho

Und weil es einfach so gut zum Kapitel passt, gibt es heute was Norwegisches auf die Ohren (ja ok, schwedisch ist auch mit dabei) 😉


Level Up ⬆️

Aufenthaltserlaubnis 📄

Nachdem ich meinen Arbeitsvertrag bei der Polizei vorgelegt habe (die 6 Monatsfrist ist ja rum), habe ich nun eine offizielle Aufenthaltserlaubnis.

Wasserfall 💦

Seit ein paar Tagen hat sich der große Wasserfall, auf den ich blicken kann, aus den Eismassen befreit und fließt wieder.

Zwiebel 🧅

Diese Woche das erste Mal nur im Pulli Fahrrad gefahren und ohne Handschuhe. Bisschen kalt war es noch, aber die Schichten werden weniger 🤗.


Bis zum nächsten Mal ✨