Kapitel 12
Schneefall, Regenbogenwolken und lange Sitzen. Die Woche lief alles wie auf Schienen und tatsächlich auf Schienen: Heimreise.
Hei ✨
Schön dich hier zu treffen. Dieses Kapitel schreibe ich nicht mehr aus Norwegen, sondern aus Deutschland, bzw. auf dem Weg dahin. Ich bin bereits vor dem Wochenende losgefahren und habe mein kleines Häuschen dem Schnee und der Kälte überlassen. Trotz Vorfreude hat es sich irgendwie komisch angefühlt länger von Zuhause weg zu sein. Die Woche war entsprechend kurz und hat mich ordentlich auf Trab gehalten, vor allem mit den letzten Besorgungen und dem Klarschiff-Machen. Zum Glück war mein Freund zur Unterstützung da und so konnte ich mich ganz auf meine Vorbereitungen konzentrieren, bevor es dann hieß: Driving Home for Christmas 🎄
Nach dem Weihnachtsmarkt hat es dann angefangen ganz dicht zu schneien, und ich war umgeben von riesigen Schneeflocken! Innerhalb von Minuten waren Mütze und Jacke weiss. Ausnahmsweise hab ich dann sogar auf mein Fahrrad verzichtet und bin für die letzten Besorgungen mit dem Bus gefahren. Meinen Norwegischkurs hätte ich wegen Zeitmangels wieder ausfallen lassen müssen (Schwänzen, hihi), aber dann ist meine Lehrerin krank geworden, und er fand sowieso nicht statt. Die Flüge vor Weihnachten und zwischen den Jahren waren die ganzen letzten Monate schon so teuer, dass wir darauf lieber verzichten wollten. Also nach Deutschland auf Gleisen. Natürlich war der bequeme Nachtzug mit Betten schon restlos ausverkauft, aber wir sind dennoch mit einer Alternativstrecke fündig geworden. Wie das so lief, erfährst du jetzt:
Schlafmaske & Keksdose 🍪
Meine Wollsocken kratzen über den rauen Filzteppich, während ich wie spätestens alle zehn Minuten meine Sitzposition verändere. Wir sitzen im Bus von Oslo nach Kopenhagen, und vor uns liegen acht Stunden Fahrt - fühlt sich ein bisschen so an wie auf Klassenfahrt. Das war die einzige Alternative an diesem Tag, die noch nicht restlos ausverkauft war (wir waren etwas spät dran mit der Planung). Der Bus ist ein großer Doppeldecker, aber die Sitze sind trotz beweglicher Rückenlehne nicht zum Schlafen. Zumindest nicht für mich, oder vielleicht bin ich auch noch nicht müde genug, denn andere Menschen um mich herum sind schon eingedöst, und höre ich da von irgendwo ein leises Schnarchen? Die nächsten acht Stunden sitzend verbringen? Auf gar keinen Fall! 😄 Ich sehe im Reiseplan, dass es noch eine knappe Stunde bis zum nächsten Halt ist und wechsle auf die freie Sitzreihe vor uns. Zum Glück ist es bisher nämlich ziemlich leer auf den einfachen Plätzen im hinteren Teil des Busses (die Premiumplätze sind alle weiter vorne, aber ehrlich gesagt sehen die gar nicht viel bequemer aus). Auf so zwei Sitzen kann ich mich schon ganz bequem hinfalten. Nackenkissen unterm Kopf, Decke ausgebreitet, Schlafmaske auf (zumindest bin ich gut vorbereitet für diese Reise) und Kopfhörer rein. Da ich nicht müde bin, hilft nur eines: Bibi Blocksberg (wahlweise auch Benjamin Blümchen, aber beide sind zuverlässige Einschlafhilfen 😆).
Beim nächsten Halt steigen nur drei Menschen ein, die sich alle nach vorne orientieren, also wechsle ich mit meinem ganzen Kram erneut die Sitzreihe (warum sich mit zwei Sitzen zufrieden geben, wenn man eine ganze Reihe haben kann?!). Ich erwache, ob vom Ruckeln oder Bremsen, weiß ich nicht genau. Bibi Blocksberg läuft nicht mehr, stattdessen die auf dem zuletzt Gehörten basierende Zufallswiedergabe. In meinem Fall eine Mischung aus Rolf Zuckowski, einzelnen Bibi und Tina-Kapiteln, Benjamin Blümchen und Simone Sommerland 😂. Mittlerweile bin ich aber schon so dösig, dass ich das gar nicht richtig mitbekomme. Neue Leute steigen ein. Unten hört man die Klappe der Gepäcktür, die geschlossen wird und oben kommen neue Gerüche hinzu, die sich mit der kühlen Busluft vermischen. Ein süßliches Parfum (das mich an irgendwas erinnert, aber woran genau, das entgleitet mir immer wieder im Halbschlaf), gefolgt von einem herberen Duft, und irgendwo riecht es ein bisschen nach richtiger Oma. Ein Ruckeln geht durch den Bus, dann setzen wir uns wieder in Bewegung.
Bei jedem Halt schrecke ich hoch, in Erwartung, dass ich meine bequeme Position, über drei Sitze liegend mit den Beinen über dem Gang, aufgeben muss. Hinter mir in der Reihe hat jemand die gleichen Bedenken. Ist immer ein lustiger Moment, wie wir da aus dem Schlaf hochschrecken, raus schauen, kurz warten, uns dann kurz zugrinsen und wieder auf die Polster zurücksinken. Bis zur vorletzten Station kommt aber niemand. Irgendwann wache ich auf, als sich mein linker Kopfhörer abmeldet. Ich döse wieder ein, bei Weihnachtsliedern und Bibi Blocksberg. Als dann kurz vor Kopenhagen, mittlerweile ist es sechs Uhr morgens, doch noch einige dazusteigen, setze ich mich wieder auf meinen eigentlichen Platz und döse die restlichen Minuten noch.
Von Kopenhagen geht es dann weiter mit dem Zug nach Hamburg, einmal umsteigen und vorher Zeit für einen kleinen Mittagssnack, und schon geht es weiter Richtung Köln. Die einzige Verspätung auf der Strecke holen wir uns natürlich auf den letzten Metern ein, sodass wir am Ende doch an der Vierundzwanzigstundenmarke kratzen, anstatt der angepeilten zweiundzwanzig. Aber so lange hat es sich tatsächlich gar nicht angefühlt, und es war auf jeden Fall weniger hektisch als so ein Flug. Nur die große Keksdose (die wir uns die ganze Zeit aufgehoben hatten) ist unterwegs irgendwo liegen geblieben, denn als wir sie im letzten Zug öffnen wollten, konnten wir sie nirgendwo finden…
Inspiration
In einer Woche ist Weihnachten schon vorbei, daher noch ein Lied für diese Zeit (ich wage mal was norwegisches) 😄.
Level Up ⬆️
Schneeschieben ☃️
Da ist dann am letzten Tag vor Abreise doch nochmal so viel gefallen, dass die Schneeschippe ihren ersten Einsatz hatte.
Landroute 🛤️
Per Schiff, Auto und Flugzeug hatte ich ja bereits abgehakt, jetzt bin ich die Route auch mal auf Gleisen gefahren. Inklusive Erinnerungen an die guten Interrail Touren von früher 🤗.
Kekse backen 🍪
Aufgrund verlorener Keksdose haben wir dann das ganze Wochenende lang Kekse gebacken.
Bis zum nächsten Mal ✨